Auf unbekanntem Terrain
Landschaft in der Kunst nach ´45
16. September 2017 - 04. Februar 2018
Eine Ausstellung des Museum für Aktuelle Kunst - Sammlung Hurrle, Durbach
kuratiert von Ronald Puff, Berlin

In der Mitte des 20. Jahrhunderts avancierte, nach den verheerenden Verwerfungen des 2. Weltkrieges, die Abstraktion zur dominierenden Strömung innerhalb der Bildenden Kunst. Die Formierung von Gruppen und Zusammenschlüssen wie der Nouvelle Ècole de Paris in Frankreich, CoBrA in den Niederlanden, Belgien und Dänemark, der Quadriga in Frankfurt/M. oder ZEN 49 in München und schließlich der New York School in den USA führte zur einerkünstlerischen Weltsprache, die in dieser Zeit zwischen den beiden Hauptzentren Europa und Nordamerika zirkulierte und die Leitlinie einer neuen Gesellschaft in sich trug. Rund zwei Jahrzehnte verteidigte diese Bildsprache ihre Vormachtstellung, bis am Beginn der 60er Jahre die bis dahin unangefochtenen Königsdisziplinen der Bildenden Kunst, die Malerei und das plastische Bilden, auf einen harten Prüfstand gestellt wurden. Hier begannen sich Tendenzen zu etablieren, die zu den bis dahin einschneidendsten Veränderungen innerhalb der Kunst führen sollten. An ihrem Ende steht die schier unfassbare Vielfalt, die für das Kunstschaffen der Gegenwart selbstverständlich erscheint und mit der die klassische Malerei und Bildhauerei ihre Vormachtstellung als Träger und Vermittler künstlerischen Ausdrucks einbüßte.
Durch all dieses Drängen, die Umbrüche und Veränderungen hindurch blieben einige wenige historische Gattungen der Bildenden Kunst, zu denen neben Porträtmalerei, Historien-, Stilleben-, Tier-, Marine- und schließlich die Landschaftsmalerei zählen, in der Kunst der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts reflektiert, während andere längst in die völlige Bedeutungslosigkeit abglitten. Die übermächtige Präsenz der Abstraktion in den Jahren nach dem 2. Weltkrieg überdeckt in der Wahrnehmung vielfach die Tatsache, dass die Gegenständlichkeit in dieser Zeit durchaus einen festen Bestandteil des Kunstschaffens darstellte und besonders von den Künstlern weiter betrieben wurde, die bereits in den Jahren vor 1939 ihren künstlerischen Ausdruck gefunden und ein reifes Werk geschaffen hatten. In Deutschland waren dies vor allem die expressionistischen und neusachlichen Maler, unter Ihnen Erich Heckel, Hermann Max Pechstein, Karl Hofer oder Otto Dix, die weiter den steinig gewordenen Weg der Gegenständlichkeit bestritten, um ihr einen Platz im sich neu formierenden Weltgefüge der Kunst zu erkämpfen.
Die Hinwendung zur Landschaft spielte dabei eine zentrale Rolle, denn sie blieb für eine große Anzahl Künstler unterschiedlichster und kontroverser Strömungen Thema und Anreiz und bildet bis heute ein Kontinuum in den auseinander strebenden Tendenzen und Entwicklungen innerhalb der Kunst. Zu Beginn der 60er Jahre erlebt eine neue Interpretation des Abbildes eine fulminante Rückkehr in den Kanon des zeitgenössischen Kunstschaffens, in dem sie bis heute besteht. Aus diesem Grund bilden Abstraktion und Gegenständlichkeit die beiden Leitströmungen der Ausstellung.
Unter der Überschrift „Jenseits des Abbildes“ vereinen sich Abstraktion und Ungegenständlichkeit mit herausragenden Beispielen von den 40er Jahren bis heute. „Expression - Poesie - Dokument“ wirft einen Blick auf die gegenständliche Kunst dieser Zeitspanne und spürt ihren Qualitäten aus drei verschiedenen Blickwinkeln nach.

 
 

   

 

 

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